Andacht mit Bezug zum 8. Mai 1945

6.5.2020 Andacht mit den Kirchenvorständen, 19:30 Uhr Rehweiler

Herzlich willkommen zu einer Andacht unter Corona-Bedingungen.

Wir kommen vom Sonntag Jubilate her. Der Wochenspruch lautet: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden.“ Die Neuschöpfung in Christus ist von Ostern her zu verstehen. Verbunden mit Christus haben wir Teil am Auferstehungsleben Jesu. Wie Reben mit dem Weinstock so sind wir mit Christus verbunden und leben aus ihm.

Lied 406,1  sprechen „Bei dir, Jesu, will ich bleiben…“

Gebet

Himmlischer Vater, du machst alles neu. Wer in Christus ist, ist eine neue Kreatur, sagt dein Wort. Und doch fühlen wir uns manchmal müde und verwelkt.

Gib uns neue Kraft und mache unsere Seele ruhig. Sei bei uns in diesen Abendstunden. Verbinde uns auch untereinander durch Deinen Geist und stärke uns durch unseren Blick auf dich. Amen

Phil. 1, 2-6: Paulus schreibt an die Philipper:

Ich in darin guter Zuversicht, dass der in euch angefangen hat das gute Werk, der wir’s vollenden bis an den Tag Christi Jesu.

Wir sind alle auf verschiedene Weise aktiv in unseren Gemeinden. Im Rückschluss sage ich: Da hat Gott mit jedem von uns etwas begonnen. Es tut zwischendurch gut, sich das bewusst zu machen. Auf verborgene Weise hat dich und mich Gott angerührt. Paulus trägt die Gewissheit und Zuversicht in sich, dass Gott vollenden wird, was er begonnen hat. Er dankt Gott für die Gemeinde in Philippi und für ihre Gemeinschaft am Evangelium bis heute. Ich finde diese Formulierung sehr schön. Gemeinschaft am Evangelium. Wir teilen die gute Botschaft miteinander – hier in unseren Gemeinden und überall auf der Welt, wo Christen sich auf die biblische Botschaft einlassen. Durch das gemeinsame Hören beginnt Gott in uns etwas, was er – bei all unserer Unvollkommenkeit – einmal vollenden wird.

Übermorgen ist der 8. Mai. Vor 75 Jahren endete der 2. Weltkrieg für unser Land mit der bedingungslosen Kapitulation.

Ich bin bei meiner Beschäftigung mit der Geschichte der Mission in Papua Neuguinea auf etwas gestoßen, was man das „Wunder von Neuguinea“ genannt hat. In den 1930er Jahren gingen zahlreiche junge Missionare nach Neuguinea. Sie nahmen die allgemeine Begeisterung für den Nationalsozialismus aus der Missionsanstalt in Neuendettelsau mit. Seit 1919 stand das ehemalige Kaiser-Wilhelm-Land, also die deutsche Kolonie Neuguinea, unter australischer Verwaltung. Hitler forderte 1937 die ehemaligen deutschen Kolonien, also auch Neuguinea, zurück. Als 1936 der Konsul Walter Hellenthal nach Neuguinea kam, wurde er in Finschhafen von einem Muschelchor begrüßt, der das Horst-Wessel-Lied spielte. Auch in Neuguinea flatterten überall Hakenkreuzfahnen. Die meisten Missionare stellten einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP. Australien stufte darum im 2. Weltkrieg die deutschen Missionare als potentielle Gegner ein und hat sie in Australien interniert. Finschhafen, wo einst Flierl gelandet und von wo aus die lutherische Mission gestartet war, wurde zum größten Militärstützpunkt der Alliierten im Pazifik ausgebaut. Noch heute findet man sehr viel verrostetes Kriegsmaterial in der Gegend dort. Junge Leute boten uns an, uns manches zu zeigen.

Zeitweilig hielten sich über 100.000 US- Soldaten dort auf. Sie kämpften gegen die Japaner, die Neuguinea als Vorposten besetzen wollten, um gegen Australien vorzugehen. Im Nachhinein betrachtet entgingen die internierten deutschen Missionare und ihre Familien möglicherweise den Tod, weil sie in Sicherheit waren. (Der Missionar Adolf Wagner, der ein entschiedener Gegner der Nazis war, versteckte sich im Land und wurde 1943 von Japanern ermordet.)

Ende 1945 besuchte eine Delegation der lutherischen Kirche Amerikas Neuguinea, um eine Bestandsaufnahme zu machen. Die Teilnehmer erwarteten nichts, weil ja lange keine Missionare mehr in den Gemeinden waren. Sie waren dann ganz überrascht und erlebten das „Wunder von Neuguinea“. Sie schrieben darüber: „Die Mission ist verschwunden, aber die Kirche ist geblieben.“ Als die ersten Neuendettelsauer Missionare 1947 aus Australien zurückkehrten, fanden auch sie Gemeinden vor, die fast alle organisatorisch und geistlich intakt waren. Das Wunder von Neuguinea. Eine Hoffnungsgeschichte aus dunklen Tagen. Ein Beispiel für unsere Zuversicht, dass Gott vollenden wird – auch durch menschliche Irrungen und Schwächen hindurch – was er begonnen hat.

Lasst uns beten:

Fürbitten

Gott, unser Schöpfer, du hast uns in Jesus Christus Heil und Leben geschenkt. Wir bitten dich:

- Bleibe in uns und lass uns in dir bleiben, dass wir aus deinem Wort leben.

- Bleibe in uns und schenke uns Kraft zum Glauben, dass wir im Vertrauen auf dich unseren Weg gehen.

-Bleibe in uns und erfülle uns mit deiner Liebe, dass wir deine Schöpfung bewahren und Werkzeuge deines Friedens sind.

 - Bleibe bei den Einsamen, Kranken und Traurigen, und überrasche sie mit Zeichen deiner Nähe und Hilfe.

- Bleibe bei uns in unseren Dörfern und Gemeinden und baue dein Reich unter uns und mit uns.

- Wir beten in der Stille …

- Gemeinsam beten wir­: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Segen