Geschichte

Rehweiler ist ein Ortsteil des Marktes Geiselwind. Diese Steigerwaldgemeinde im Tal der "Reichen Ebrach" mit 15 Ortsteilen wird 1314 erstmals urkundlich erwähnt. Aus dem Ortsnamen lässt sich aber schließen, dass Geiselwind sehr viel älter ist und auf eine slawische (wendische) Siedlung zurückgeht. Als Marktflecken wird Geiselwind 1503 erstmals erwähnt.

Mit dem Bau der Autobahn, die an Geiselwind vorbeiführt, hat der Markt weiter an Bedeutung gewonnen. Bekannt gemacht hat Geiselwind das Freizeitland und der Autohof Strohofer.

Sehenswert sind die sogen. "Kaisereiche" in Füttersee, die Fütterseer Kirche, in Gräfenneuses das ehemalige Portal der Kartause Ilmbach, die röm.-kath. Pfarrkirche in Geiselwind und die Herrnhuter Saalkirche in Rehweiler.

 

Aus der Geschichte von Rehweiler

 

Graf Lutz
Bildrechte Hans Gernert
Graf Lutz

Graf Ludwig Friedrich (Lutz) zu Castell-Remlingen (1707-1772) kaufte 1734 das Gut und den Ort Rehweiler, um hier eine pietistische Gemeinde zu gründen. Bei der Planung arbeitete er eng zusammen mit seinem Vetter Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf (1700-1760), auf dessen Gut Herrnhut in der Oberlausitz eine christliche Gemeinschaft entstanden war.

Rehweiler wurde nach dem Herrnhuter Vorbild angelegt und auch hier sollte eine Kolonie für mährische Exilanten entstehen. Herrnhut war 1722 entstanden, als mährische Glaubensflüchtlinge sich auf dem Gut des Grafen Zinzendorf ansiedelten. Nach einer Erweckung im Jahre 1727 betrachteten sie ihre Gemeinde als eine Erneuerung der alten Böhmischen Brüder-Unität. Unter Zinzendorfs Leitung verbreiteten sich die Herrnhuter in Europa und Übersee. 1732 zogen die ersten Herrnhuter Missionare nach St. Thomas. Bald folgten andere Brüder und Schwestern, die das Evangelium in Grönland, Südamerika. Südafrika und in Asien verkündeten. Graf Lutz erhoffte bei der Anlegung von Rehweiler tätige Unterstützung seines Vetters Zinzendorf. Zinzendorf besichtigte im Dezember 1735 den Ort und brachte bei seinen niederländischen Freunden eine Kollekte für Rehweiler zustande. Im August 1736 brach die Zusammenarbeit zwischen beiden Vettern jedoch plötzlich ab. Die Auseinandersetzungen zwischen den Herrnhutern und dem hallischen Pietismus hatten die Familienbeziehungen zwischen den beiden Ludwigs endgültig getrübt....

Der Ort Rehweiler erlangte besondere Bedeutung für den fränkischen Pietismus. Graf Lutz wollte hier das "wahre Herrnhut" errichten. So entstand eine Herrnhutische Kolonie. Das Höflein bzw. die sogenannte Schlössleinskolonie, eine Gruppe von 6 Häusern unterhalb der Kirche, gibt davon Zeugnis. Herrnhutische Gesonnene, vertriebene Salzburgische und mährische Brüder fanden hier Aufnahme. Eine Schule wurde errichtet. 1736 entstand ein Waisenhaus. Graf Lutz nahm auch den Bau einer Kirche in Angriff und ließ sie im Stil einer Saalkirche konzipieren. Geldnöte verzögerten die Arbeiten. Die Vollendung des Baus 1774 konnte Graf Lutz nicht mehr erleben. Er starb zwei Jahre zuvor im Casteller Schloss. Allerdings hat man die Inneneinrichtung nicht mehr nach dem Herrnhuter Vorbild vorgenommen: Es wurde nun doch einen Altar und eine Kanzel im Rokokostil aufgestellt. Die Ausrichtung der Gemeinde nach vorn zu Altar und Kanzel war für die Menschen das Gewohnte. Erst bei einer Generalrenovierung wurde 1974 der jetzige Zustand hergestellt, die Ausrichtung der Gemeinde wurde um 90 Grad gedreht, die Kanzel rückte in die Mitte auf der Westseite, der Altar wurde entfernt und ein Tisch im Herrnhuter Stil angeschafft. Die Empore wurde an der Nordseite erweitert, wo sich zuvor der Altar befand.

Im Dezember 1744 heiratete Graf Lutz die ihm gleichgesinnte Gräfin Adriane Frederike zu Stollberg-Wernigerode (1718-1787). Die Ehe blieb kinderlos. Ihren Witwensitz nahm die Gräfin im Schloss von Burghaslach.

Graf Lutz

Video zur Rokokokanzel mit Bildern vom ehemaligen Altar, der sich nun in der Kirche in Eckarts bei Bad Brückenau befindet.

Erinnerungen und Gedanken zum ehemaligen Altar

Herrnhuter Saalkirche in Rehweiler
Blick auf Altartisch und Kanzel in Rehweiler
Die Gemeinde sitzt im Halbrund um den Altartisch
Bildrechte Hans Gernert
Die Gemeinde sitzt im Halbrund um den Altartisch