Gedanken zur Passionszeit

Durch den Katastrophenfall ist unser gewohntes Leben stark eingeschränkt. Es wird uns empfohlen, hinauszugehen an die frische Luft und Spaziergänge in Wald und Feld zu unternehmen. Das ist in vielerlei Hinsicht gut: Wir atmen tief durch, es stärkt die Abwehrkräfte, wir kommen auf andere Gedanken, wir erleben die Frühlingsboten und hoffentlich Momente der Dankbarkeit. Es ist Passionszeit. Für viele eine Zeit der Verunsicherung, der beruflichen Ungewissheit oder auch der Mehrbelastung. Andere haben auf einmal mehr Zeit zur Verfügung. Es ist eine neue Situation, die wir noch nicht hatten. Keiner weiß momentan, wie lange der Ausnahmezustand aufrechterhalten werden muss. Psychologen empfehlen, sich von ruhigen, besonnenen Menschen anstecken zu lassen. Panikmache und Hamsterkäufe sind nicht angebracht. Schuldzuweisungen helfen nicht weiter. Allzu Sorglose, die meinen, sich nicht an die allgemeinen Regeln halten zu müssen, bedürfen der Aufklärung, dass es um den Schutz aller und auch um die Leistungsfähigkeit unseres Gesundheitssystems geht. Es ist auch eine Erfahrung dieser Tage, dass wir uns näherkommen, obwohl wir äußerlich auf Abstand bleiben. Die gemeinsam durchlebte Krise verbindet uns. Sie ist derzeit das Hauptgespräch bei allen Begegnungen.

Passionszeit.

Wir denken an das Leiden Jesu. Wir denken an das Leid unserer Tage.

Es gibt eine Blume, die den Namen dieser Kirchenjahreszeit trägt: Die Passionsblume. In ihr kommen zwei gegensätzliche Dinge zusammen: Leid und Schönheit. In Papua Neuguinea haben wir vor kurzem Passionsblumen gesehen. Wir haben gestaunt: An einer Passionsblume sahen wir gleichzeitig Blüten und Früchte. Auch bei Holundersträuchern waren gleichzeitig Blüten und Früchte zu sehen. Die Passionsblume hat ihren Namen bekommen, weil Menschen in ihr die Symbole der Passion Christi erkannt haben. Die zehn Blütenblätter symbolisieren die Apostel ohne Judas und Petrus, die violett-weiße Nebenkrone steht für die Dornenkrone, die fünf grün-gelben Staubblätter weisen auf die Wunden und die drei rotbräunlichen Griffel auf die Kreuznägel Jesu hin. Symbole helfen uns, schwer Verständliches besser zu begreifen. Mit dem Hinweis auf die Passionsblume will ich die Probleme der Corona-Krise nicht verharmlosen. Vielmehr geht es mir darum, bei allem Schwierigen, was wir derzeit hören und erleben, das Gute, das auch da ist, nicht zu übersehen. Es gibt vieles, was uns zu erfreuen vermag, was uns Hoffnung und Kraft gibt. Das kann ein Frühlingsspaziergang sein, die Freude an den blühenden Buschwindröschen, der Gesang der Amsel, aber auch das freundliche Lächeln eines Menschen, der es gut mit mir meint. Wenn uns jetzt die Passionszeit sehr nahe rückt, dürfen wir als Christen aber auch nach vorn schauen. Auch wenn es in diesem Jahr keine großen Ostergottesdienste geben wird, so tragen wir doch die Hoffnung in uns, dass Gott jedes Leid wenden wird. Ich wünsche Ihnen trotz allem eine gesegnete Passionszeit. Ihr Pfarrer Hans Gernert

Gebet

Gott, himmlischer Vater, in einer Zeit der Belastung und Unsicherheit für die ganze Welt, kommen wir zu dir mit unseren Bitten und unserem Dank. Stehe allen bei, die gerade eine schwere Zeit durchmachen: Einsame, Kranke, Ärzte, Pflegekräfte, Polizisten, Landwirte, Hoteliers, Gastwirte, Arbeitgeber, Selbständige und alle, die durch die Corona-Krise um ihre Existenz bangen.

Schenke Weisheit und gute Berater denen, die Tag für Tag Entscheidungen für das Gemeinwohl treffen müssen. Stärke unter uns den Geist des gegenseitigen Respekts, der Solidarität und der Sorge füreinander. Hilf uns erkennen, was unser eigener Beitrag zur Bewältigung der Krise ist.

Bewahre uns in deinem Frieden. Danke, dass wir bei dir geborgen sind und dass nichts uns von deiner Liebe trennen kann. Amen