Hagelfeiertag in Dürrnbuch am 10.7.2021

In der Pfarrchronik von Anfang des 20. Jh. heißt es: „Am 10. Juli findet Hagelfeiertag in Dürrnbuch mit Vormittagspredigt und Nachmittagsbetstunde statt. Nach Aussage des Dürrnbucher Huschers, die er von seiner Mutter hat, hagelte es am 10. Juli 1812 und 10. Juli 1824, so dass die Leute von den hühnereigroßen Schlossen blutig geschlagen heimkamen und die Kinder sich ängstlich hinterm Ofen verkrochen. Das Gewitter zog von Norden her. Seit 1825 wird der Hagelfeiertag begangen.“

Zur Geschichte des Hagelfeiertags hier gehört auch, dass Lehrer mit ihren Schulklassen nach Dürrnbuch gekommen sind. Der Lehrer Eckhard Heckel ist am Hagelfeiertag mit seiner Klasse gern von Geiselwind nach Dürrnbuch gewandert.

Heute habe ich die Präparanden und Konfirmanden gebeten zu kommen, damit sie als Gruppe den Gottesdienst mitfeiern. Einige werden sich auch mit Beiträgen einbringen. Bei unseren letzten Treffen haben wir uns mit dem Glaubensbekenntnis beschäftigt. Wir haben zusammengetragen, was den Glauben schwer oder leicht macht.

Das kann es uns schwermachen an Gott zu glauben:

- Gott ist nicht sichtbar. Er kann nicht direkt erfahren werden.

- Es gibt keine eindeutigen Beweise für Gott.

- Die biblische Schöpfungserzählung und die wissenschaftliche Sicht auf die Entstehung der Welt passen nicht zusammen.

- Nicht jedes Gebet wird erhört.

- Es gibt Kriege und Verbrechen im Namen von Religionen.

- Kirchliche Amtsträger leben anders als sie predigen.

- Es gibt viel unverschuldetes Leid, das Gott nicht verhindert.

- Ist Gott nur eine Einbildung, eine Erfindung der Menschen?

 

In einem zweiten Schritt haben wir zusammengetragen, was es uns leichter macht, an Gott zu glauben:

- Wenn es uns gut geht, fällt es uns leichter, an Gott zu glauben.

- Biblische Geschichten, die von Gott erzählen und in denen wir uns wiederfinden.

- Andere Menschen, die uns Vorbild im Glauben sind.

- Gedankenanstöße von anderen, die unsere Sicht erweitern.

- Ein Kirchengebäude, das auf Gott hinweist und mit den Generationen vor uns verbindet.

- Eine Reise zu biblischen Orten.

- Die Gemeinschaft mit anderen Christen.

- Das gemeinsame Singen, Beten und Gottesdienst-Feiern.

- Die Erfahrung, dass Gott Kraft schenkt und durchträgt.

- Die Schönheiten der Schöpfung, durch die wir Gottes Größe erahnen.

Wir sehen: Es gibt Gründe, die an Gott zweifeln lassen. Es gibt aber auch Erfahrungen, die den Glauben an Gott stärken.

Der Mathematiker Blaise Pascal sagte einmal: „Gott gibt so viel Licht, dass wer glauben will, glauben kann. Und Gott lässt so viel Dunkelheit zu, dass wer nicht glauben will, nicht glauben muss.“

Hinführung zur Lesung

Elija war ein Prophet, der bei der Nachwelt einen tiefen Eindruck hinterließ. So sehr, dass man seine Wiederkunft vor dem Tag des Herrn erwartete, vor dem Kommen des Messias.

Elija’s Name ist Programm: „Mein Gott ist Jahwe.“ Elija kämpfte für den reinen Glauben. Manche würden ihn heute vielleicht in die Nähe von religiösen Fanatikern und Terroristen rücken. Legenden berichten, dass er nach dem Gottesurteil auf dem Berg Karmel Hunderte Baalspriester abschlachtete. Auf der Flucht vor der Königin Isebel wanderte Elija bis zum Gottesberg Horeb. Elija ist lebensmüde. Gerade erst hatte er einen großen Sieg über den Baalskult errungen. Nun fühlt er sich am Ende, einsam, verstoßen und verfolgt.

Sein Glaube an Gott war angefochten.  Doch dann erteilt ihm Gott gleichsam eine Lektion. Elija muss am Gottesberg lernen, dass Gott nicht in der Gewalt zu Hause ist, nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, sondern in einem leisen, sanften und übersehbaren Wehen:

1. Könige 19:

19 8Elija war 40 Tage und 40 Nächte unterwegs, bis er den Horeb, den Berg Gottes, erreichte. 9Dort ging er in eine Höhle, um darin zu übernachten. Doch da kam das Wort des Herrn zu ihm: »Was tust du hier, Elija?«10Elija antwortete: »Bis zum Äußersten bin ich für dich gegangen. Alles habe ich für dich getan, für den Herrn, den Gott Zebaot! Denn die Israeliten haben deinen Bund verlassen. Sie haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert getötet. Ich allein bin übrig geblieben. Doch jetzt wollen sie auch mich umbringen!«11Da sprach Gott zu ihm: »Komm heraus! Stell dich auf den Berg vor den Herrn!«

Und wirklich, der Herr ging vorüber: Zuerst kam ein gewaltiger Sturm, der Berge sprengte und Felsen zerbrach. Der zog vor dem Herrn her, aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben.12Nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, feines Flüstern.13Als Elija das hörte, bedeckte er das Gesicht mit seinem Mantel. Dann trat er aus der Höhle heraus und stellte sich an ihren Eingang. Da hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: »Was tust du hier, Elija?«

Liebe Gemeinde,

Ich gestehe, dass der Hagelfeiertag mich immer wieder vor eine Herausforderung stellt. Welches Thema soll ich aufgreifen. Was passt zu dem Anlass? Welche Erwartungen bringen Sie mit? Soll für ein gutes Wetter und eine gute Ernte gebetet werden? Können wir Gott beeinflussen? Nützt das Gebet um gutes Wetter etwas? Wir erleben doch, dass es derzeit auch in Bayern immer wieder Überschwemmungen gibt. Sollen wir nach dem St. Florians-Prinzip beten: „Heiliger St. Florian, verschon mein Haus, zünd andre an?“ „Verschone uns mit Überschwemmungen wie sie anderswo auftreten.“

Die Meteorlogen gehen davon aus, dass Starkregenereignisse und Unwetter auf der einen Seite und Dürreperioden auf der anderen Seite zunehmen werden durch den Klimawandel. Das Lebensmittel Nr. 1, das Wasser, wird weltweit immer knapper.

Lässt sich der Klimawandel durch Gebete stoppen? Sie merken, wenn ich solche Fragen stelle, dann regt sich etwas in Ihnen.

Klimawandel durch Gebete stoppen können – ich vermute, kaum jemand unter uns glaubt, dass das so einfach funktioniert. Wahrscheinlich können mir mehr von Ihnen zustimmen, wenn ich es anders formuliere: Gebete können uns ändern, so dass wir bei Entscheidungen die Folgen für das Klima mit im Blick behalten. - Doch ich kenne mich. Auch wenn ich weiß, was gut ist, tue ich es noch lange nicht. Alle wissen, dass Flugreisen schädlich sind fürs Klima. Aber kaum werden die Anti-Corona-Maßnahmen gelockert, heben wieder mehr Flugzeuge vom Boden ab.

Wird der Umbau unseres Wirtschaftens und Lebens gelingen, bevor wir einen Kickpunkt überschritten haben, wo es nicht mehr möglich ist? Was muss noch passieren, bis weltweit nicht nur Corona bekämpft wird, sondern auch klimaschädliches Handeln? Wir sind als Menschheit dabei, die uns von Gott geschenkten Lebensgrundlagen zu zerstören nur um eines kurzfristigen Gewinnstrebens willen. Dahinter verbirgt sich die Haltung: „Nach uns die Sintflut.“

Die Bilder vom Plastikmüll in den Meeren verstören mich. Ich kann es auch nicht nachvollziehen, warum entlang der Straßen so viel Müll achtlos weggeworfen wird. Und warum werden Produkte hergestellt, die niemand braucht, die sich auch nicht einfach recyceln lassen?

Wo bleibt die Achtung vor der Schöpfung, vor den noch intakten ökologischen Systemen? Ist uns durch eine wissenschaftliche und wirtschaftliche Sicht auf die Welt eine gesunde Beziehung zur Schöpfung abhandengekommen?

Ich sage bewusst Schöpfung. Denn lange bevor die ersten Menschen über diese Erde gelaufen sind, hat sich das Leben von Pflanzen und Tieren ganz ohne menschliches Eingriffe entwickelt. Mir geht es nicht um Naturromantik, sondern um eine ehrfürchtige Haltung gegenüber allem Geschaffenen.

Die Ehrfurcht vor der Schöpfung ist die Grundlage dafür, mit unseren Lebensgrundlagen sorgsam umzugehen. Die Religion kann dazu einen Beitrag leisten. Religionen bewahren einen anderen Blick auf die Welt als ihn eine abstrakte, wissenschaftliche Weltsicht vermittelt. Für mich ist deshalb der Glaube an Gott als Schöpfer nicht überholt. Ich sehe die Welt anders an. Ich entdecke in den Schönheiten der Welt die Spuren des Schöpfers. Ein Sonnenuntergang verzaubert mich. Die Glühwürmchen lassen mich staunen. Wie toll sind die Selbstheilungskräfte in unserem Körper. So vieles geschieht ohne unser Zutun. Welch eine Gnade! Welch ein Segen Tag für Tag!

Dabei ist mir bewusst, dass das keine Beweise für Gott sind, denn in der Natur kann ich auch genug Grausamkeiten entdecken: ein mörderisches Fressen und Gefressenwerden, Erdbeben, Tsunamis oder auch Pandemien.

In der Geschichte von Elija am Gottesberg Horeb schwingt für mich diese Ambivalenz mit. Da wird eine Unterscheidung getroffen. Gott ist nicht in den Naturgewalten. Auch wenn sie noch so zerstörerisch über uns hereinbrechen in Form von Sturm, Hagel, Erdbeben oder Blitz und Feuer. Elija hatte ja Feuer vom Himmel herbeigerufen auf dem Karmel. Jetzt muss er lernen, dass Gott sich von Gewalt distanziert.

Und wirklich, der Herr ging vorüber: Zuerst kam ein gewaltiger Sturm, der Berge sprengte und Felsen zerbrach. Der zog vor dem Herrn her, aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben.12Nach dem Erdbeben kam ein Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, feines Flüstern.13Als Elija das hörte, bedeckte er das Gesicht mit seinem Mantel.

Elija begegnet Gott neu auf eine unbeschreibliche Weise. Man kann es nicht eindeutig übersetzen. Worte reichen nicht hin, es zu beschreiben. Im Hebräischen Urtext stehen die drei Worte: "qol demamah daqah". Qol = Laut, Ton, Schall, Geräusch, Stimme, Ruf. Demamah = Windstille. Daqah = dünn, leise, fein. Die BasisBibel übersetzt: „Ein sanftes, feines Flüstern.“ Martin Luther: „Ein stilles sanftes Säuseln.“ Züricher Bibelübersetzung: „das Flüstern eines sanften Windhauchs“. Martin Buber: „Eine Stimme verschwebenden Schweigens.“ Wir merken, wenn wir eine Erfahrung mit Gott machen, wenn Gott uns berührt und überrascht, dann gehen uns die Worte aus. Wir werden einen andern auch nicht überzeugen können. Das muss Gott selbst tun. Er tut es ohne Zwang: „Gott gibt so viel Licht, dass wer glauben will, glauben kann. Und Gott lässt so viel Dunkelheit zu, dass wer nicht glauben will, nicht glauben muss.“