Beim Familiengottesdienst hinter dem Mehrgenerationenplatz vor dem Weiher in Haag flatterten die Namen der Kinder im Wind: Gott kennt alle unsre Namen... Nach dem Konfirmationsgottesdienst im Juli erwies sich dieser Platz abermals als besonders geeignet für Gottesdienste. Die Feuerwehr hat ihre Übung auch wieder mit dem Aufbauen der Bänke verbunden. Herzlichen Dank! Durch ein Anspiel wurde die Legende von Christophorus lebendig.
Ursprünglich hiet er Reprobus, der Schlechte, der Abeglehnte. Wie es viele Menschen erleben: durch Ablehnung werden sie schlecht. Aber Reprobus war stark. Es gibt Überlieferungen, da wird ihm ein Hundekopf nachgesagt. Wie bei einer ägyptischen Gottheit? Doch durch seine Taufe erhält er einen neuen Namen: Christophorus, der Christus Tragende. Die Legende erzählt, wie sich sein Leben verwandelt hat. Er wollte dem Höchsten dienen. So ging er zum König und bot ihm seine Dienste an. Als Spielleute auftraten und vom Teufel sangen, bekreuzigte sich der König. Das machte Christophurus stutzig. Wenn der König Angst vor dem Teufel hat, dann will ich dem Teufel dienen. Er macht sich weiter auf seine Suche, um dem Höchsten zu dienen. Als er dem Teufel begegnet, begleitet er ihn.
Doch als sie an ein Wegkreuz kamen, machte der Teufel einen großen Bogen um das Kreuz. Christophorus merkte, dass es noch einen größeren Herrn als den Teufel gibt: Christus, den Gerkeuzigten und Auferstandenen, der das Böse besiegt hat. Darum verließ Christophorus den Teufel. Ein Einsiedler gab ihm den Rat, an einer Stelle des Flusses Menschen beim Überqueren zu helfen und dort auf Christus zu warten. Eines Tages hört Christophorus ein Kind vor seiner Hütte. Er schaut sich um. Es will über den Fluss.
Für den starken Mann kein Problem. Doch als er das Kind auf seinen Schultern durchs Wasser trägt, wird es immer schwerer und er droht zu versinken. Mit letzter Kraft gelangt er ans andere Ufer. Dort gibt sich das Kind zu erkennen: "Du hast mehr als die Welt getrage. Durch mich ist die Welt entstanden. Ich trage die Sünde der Welt. Ich bin Christus, den du getragen hast. Geh nun zurück und stecke deinen Stab neben deiner Hütte in die Erde."
Christophorus tut wie ihm geheißen. Als er am nächsten Tag aufstand, trug der Stab Blätter und Früchte.
Der Höchste ist nicht so einfach in dieser Welt zu finden. Der Höchste ist kein böser Schurke. Der Höchste kommt uns nahe in den Kleinen und Bedürftigen: "Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan."
Bei seinem Dienst erfuhr Christophorus, dass die Fluten ihn nicht ersäufen konnten. Denn wie bei den verängstigten Jüngern auf stürmischer See, war Christus bei ihnen, ruhend, die Ruhe im Sturm. So will Christus auch von uns gesucht und gefunden werden.
"So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel:
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen..." (Jes. 43, 1f.)
Pfarrer Gernert erinnerte an die eigene Taufe und goss dreimal Wasser mit der Taufkanne aus dem Boden. Wir Menschen sind Teil des Wasserkreislaufes und brauchen täglich Wasser zum Leben. Wie Christophorus sind auch wir an das Wasser des Lebens gestellt, um Gott in den Menschen zu dienen.
Mit einem ausgetriebenen Weidenstock veranschaulichte Hans Gernert, was mit einem Stock passieren kann, wenn man ihn ins Wasser stellt. Zwei Exemplare hatte er dabei und bot sie zum Mitnehmen und Einpflanzen an. Zwei Kinder zeigten dafür großes Interesse und nahmen die ausgetriebenen Weidenstöcke mit, die den Sommer über im Teich des Pfarrgartens lagen. Geschnitten wurden sie im Dezember, um daran Stockbrot zu backen. Im März sahen sie so aus:
Aus dem Nachlass von Karl Wening hat die Kirchengemeinde einige Schnitzfuguren erhalten. Eine davon zeigt den Christophorus mit dem Kind auf dem Arm, das seinerseits die Weltkugel trägt. Wer trägt wen?