Beerdigung von Fritz Dürr

Am Sonntag, 24. Juli 2022 ist Fritz Dürr im Alter von 87 Jahren in Wiesentheid verstorben. 1949 wurde Fritz Dürr von Pfarrer Arndt konfirmiert und erhielt als Konfirmationsspruch Sach. 10, 12: „Ich will sie stärken in dem HERRN, dass sie wandeln sollen in seinem Namen, spricht der Herr.“
Grammatikalisch finde ich dies einen schwierigen Satz, weil Gott Subjekt und Objekt zugleich ist. Gott will die aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten stärken in Gott. Hier wird Gott ganz großgemacht: Gott ist es selbst, der stärkt, der zum Vertrauen auf ihn lockt, der bewirkt, bei ihm zu bleiben. Mit Luther können wir antworten: Mit unsrer Macht ist nichts getan.
Pfarrer Arndt (1898-1974) hatte eine sehr enge Beziehung zum Vater von Fritz Dürr, Michael Dürr (1895-1954) - wie zu einem leiblichen Bruder. Ich vermute, dass Pfarrer Arndt dem Fritz wünschte, was er beim Vater erlebte: dass Gott ihn stärkt für ein Leben mit ihm.
„Ich will sie stärken in dem HERRN, dass sie wandeln sollen in seinem Namen, spricht der Herr.“

In Gesprächen mit Fritz Dürr kam immer wieder zum Ausdruck, wie ihn das Leben in seinem Elternhaus geprägt hat: das überfüllte Haus während der Winterfreizeiten des CVJMs und die Ausrichtung des Steigerwaldtags anfangs im Steinbruch, dann auch auf dem Hof; die Posaunenchorleitung seines Vaters, die sich bei Fritz wiederholte; die Ämter in der Kommunalpolitik und ein erfolgreiches Wirtschaften auf dem landwirtschaftlichen Betrieb.

Als Fritz Dürr am 2. März 1935 in Haag geboren wurde, war sein Vater Bürgermeister. Fritz war sein 10. Kind, das vierte aus zweiter Ehe. Anna Kleinlein aus Dürrnbuch war nach der Geburt des 7. Kindes 1927 verstorben und Michael Dürr heiratete zwei Jahre später in zweiter Ehe die Schwester seiner ersten Frau, Elisabeth Kleinlein aus Dürrnbuch. Mehrere Kinder sind früh gestorben, so auch Johanna Maria Amalie und Johanna Babette im Jahr 1930. 1932 kam Christiana zur Welt. Dann starb der erstgeborene Sohn Fritz mit 16 Jahren nach einem Unfall mit einer Erntemaschine am 16. Oktober 1934.
Da war Fritz gerade unterwegs, und ich denke, dass die Eltern ihn wohl deshalb auch Fritz nannten. Nach Fritz kam noch der Sohn Rudolf 1940 zu Welt, der später für Fritz eine wichtige Stütze war.
Fritz besuchte die Volksschulen in Prühl und Dürrnbuch. Während der Kriegszeit waren die Winterfreizeiten verboten. Aber vom Bekleidungshaus Severin in Würzburg wurden Handelsware wegen der Bombardierungsgefahr bei Dürrs eingelagert. Man kannte sich über den CVJM und stand so in schwerer Zeit zusammen. Am 87. Geburtstag von Fritz Dürr war Herr Severin zu Besuch und erzählte dankbar davon. Nach der Volksschulzeit besuchte Fritz Dürr die landwirtschaftliche Berufsschule in Geiselwind. Mit 19 Jahren begann er in Krassolzheim eine Fremdlehre, die er aber vorzeitig beendigen musste, weil sein Vater binnen 14 Tagen an den Folgen eines Gehirntumors am 8. September 1954 verstarb.
Von da an musste er den elterlichen Hof bewirtschaften. In den folgenden beiden Winterhalbjahren besuchte er die Landwirtschaftsschule in Scheinfeld.

Bereits im Alter von 25 Jahren wurde er in den Kreistag von Scheinfeld gewählt. Nach der Kreisreform war er ab 1972 Kreisrat im Landkreis Kitzingen. Weil er immer wieder den Landrat in der Region zu vertreten hatte, wurde er spaßeshalber gern als Steigerwaldlandrat bezeichnet. Es ist erstaunlich, wieviele Ehrenämter er bekleidete:
Er war Mitglied im mehreren Ausschüssen, Gemeinderat, 3. Bürger-meister von Geiselwind, Schöffe am Landgericht Nürnberg und Würzburg, über 50 Jahre Feldgeschworener, Kreisvorsitzender der Interessengemeinschaft Iffgau zum Steigerwald, Vorsitzender des CVJM Haag, Posaunenchorleiter, Mitglied im Kirchenchor, 36 Jahre Ortsvorsitzender der CSU Geiselwind und ebenso Mitglied im CSU Kreisvorstand. Für sein vielfältiges Engagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Kommunale Verdienstmedaille in Bronze und Silber sowie den Ehrenring des Landkreises Kitzingen.
Auf seine Initiative hin entstand 1980 das Drei-Franken-Singen, das Theobald Blüchel mit organisierte.

All diese Tätigkeiten stemmte Fritz Dürr neben seinem Hauptberuf als Landwirt und Familienvater.
1963 heiratete er Hildegard Hartmann aus Haag.
Zwei Kinder wurden ihnen geschenkt.
1965 kam die Tochter Gisela zur Welt und 1967 der Sohn Reinhold. Beide wurden früh in die Arbeit auf dem Hof mit einbezogen.
Für ein paar Jahre bot die Familie Ferien auf dem Bauernhof mit Vollverpflegung an. Neben der Milchviehwirtschaft war das eine große Herausforderung für seine Frau, die Gäste dreimal am Tag zu versorgen. Vor dem Haus wurde im sumpfigen Talgrund ein See angestaut als Attraktion für die Feriengäste, die dort Boot fahren konnten. Die Karpfenzucht wurde nicht kommerziell betrieben.
1975 erlitt Hildegard Dürr ein Nierenversagen. Ihre jüngste Schwester spendete ihr eine Niere, was etwa vier Jahre guttat. Dann musste sie länger auf eine zweite Spenderniere warten und ständig zur Dialyse nach Würzburg gebracht werden. Es war für sie und die ganze Familie eine belastende Situation.
Der Betrieb musste darum neu ausgerichtet werden. So hörte Herr Dürr mit dem Milchvieh auf und verlagerte sich auf Bullenhaltung. Außerdem legte er mit Georg Schmidt und Wilhelm Dürr ein Dammwildgehege an. Schon Anfang der 1960er Jahre hatte er die Jägerprüfung abgelegt und pflegte seitdem sein zeitintensives Hobby.
Am 23. Dezember 1980 starb Elisabeth, die Mutter von Fritz Dürr mit 83 Jahren.
Um 1990 erhielt seine Frau eine zweite Spenderniere. Doch auch diese behielt ihr Körper nur wenige Jahre. Weitere Erkrankungen stellten sich bei ihr ein. Am 8. November 1994 ist sie im Alter von 53 Jahren gestorben.
Fritz Dürr hörte man deswegen aber nie groß klagen und er ließ sich auch nicht hängen. Er setzte seine langjährigen Erfahrungen mit der Krankheit seiner Frau um in aktives, politisches Handeln. Als Kreisrat beteiligte er sich am Neubau des Kitzinger Krankenhauses. Mit Professor Heidland arbeitete er zusammen im Verein zur Bekämpfung von Hochdruck- und Nierenkrankheiten; 2011 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Er trat auch für einen Organspenderausweis ein.
1996 trug er seinen Teil zum Bau des neuen CVJM-Hauses in Haag bei.
Bis zuletzt bewahrte er sich sein verschmitztes Lächeln und gab die Hoffnung nicht auf. Er experimentierte mit Straußen und entwickelte Freude am Backen von Premiumkuchen und Biskuit-Torten mit Straußeneiern. Interessiert nahm er an Studienreisen nach Russland, Südafrika, Indonesien Spanien und in den Iran teil. Mit seiner Frau besuchte er seinen Cousin in Kalifornien. Eine von mehreren Reisen nach Canada konnte er auch noch mit ihr unternehmen. In den letzten Jahren hatte er seine Freude am Garten, an den Blumen und am Obstanbau. Trotz aller schweren Widerfahrnisse hatte er einen inneren Halt. Da leuchtet für mich etwas von seinem Konfirmationsspruch auf, nämlich die Zusage Gottes:
Ich will sie stärken in dem HERRN, dass sie wandeln sollen in seinem Namen, spricht der Herr.
Es sind oft andere Menschen, durch die wir Gottes Stärkung erfahren.
Stärkung erfuhr Fritz Dürr durch seine Familie und seineKinder, die ihm zu Seite standen. Sie waren auch in seinen letzten Stunden bei ihm.
Stärkung erfuhr er durch viele Menschen, die er im Lauf seines Lebens kennenlernte und mit denen er Kontakt hielt. Darum besuchte er auch gerne Feste landauf und landab, denn er war ja weit bekannt.
Stärkung erfuhr er aus dem Glauben. Solange er konnte – bis zum Frühjahr – hat er die Gottesdienste in Haag und Rehweiler mitgefeiert.
In der Todesanzeige haben Sie die zusammenfassenden Worte gewählt, dass Ihr Vater, Bruder, Schwager und Onkel ein langes, bewegtes und erfülltes Leben hatte. Wir dürfen Gott dafür danken und darauf vertrauen, dass er auch uns stärken will, dass wir unsere Wege vertrauensvoll mit ihm gehen.

Psalm 84
Joh. 10, 14-15.27-29

Lieder:
376, 1-3
503, 1+9+13-14
637, 1-2