Wir kennen das Wort „Feuertaufe“. Wenn man sagt, der oder dies hat seine „Feuertaufe“ bestanden, dann meint man damit eine Bewährungsprobe. Eine Bewährungsprobe zeigt zum Beispiel, dass jemand den Anforderungen seines Berufes gewachsen ist, oder dass ein Schiff oder ein Fahrzeug nach einem Crashtest den gewünschten Anforderungen genügt.
Feuertaufe – Es ist interessant, was hinter diesem Wort steckt.
Im 19. Jahrhundert hat man so die erste Teilnahme eines Soldaten an einem Gefecht bezeichnet. Da wird das Wort „Feuertaufe“ beschönigend verwendet für den ersten Kampfeinsatz. In damaligen Biografien findet sich oft der Standardsatz: „Seine Feuertaufe erhielt er in Frankreich bei der Schlacht von Sedan.“
Geht man in der Geschichte weiter zurück, dann stößt man auf die Märtyrer der ersten Jahrhunderte, die für ihren Glauben gestorben sind.
Der Märtyrertod wurde als Bluttaufe bezeichnet. Fand der Märtyrertod durch Verbrennen statt, sprach man von Feuertaufe. Wer noch nicht getauft war, aber als Märtyrer starb, bei dem ersetzte der Tod die Taufe und verhieß damit die Seligkeit.
Das Wort „Feuertaufe“ geht wahrscheinlich auf ein Wort von Johannes den Täufer zurück (Mt 3, 11), der von Jesus sagt: „Er, der nach mir kommt, wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen“.
So oder so – im Wort „Feuertaufe“ klingt Gefahr für Leib und Leben mit.
Das Feuer als etwas Gefährliches, was Leid verursachen kann, findet sich auch im Predigttext für heute. Da erfahren die nach Babylon verschleppten Judäer, dass sie endlich wieder zurückkehren können in ihre Heimat. Bei Gott ist die Rettung schon beschlossene Sache. „Ich habe dich erlöst.“ Egal, was kommt, wenn du durch das Wasser der Angst gehst oder durch das Feuer der Leiden, Gott wird dabei sein und hindurch helfen. Eine Art Feuertaufe bei Jesaja. Ich lese Jesaja 43, 1-7:
„Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner statt, weil du in meinen Augen so wertgeachtet und auch herrlich bist und weil ich dich liebhabe. Ich gebe Menschen an deiner statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, ich will sagen zum Norden: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.“
Liebe Gemeinde,
was für ein Zuspruch! Die Israeliten werden zuerst daran erinnert, dass sie sich Gott verdanken. Er ist ihr Schöpfer. Er ist auch ihr Erlöser.
Er hat sie aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit. Nun befreit er sie aus der Gefangenschaft in Babylon – durch den Perserkönig Kyros, der das babylonische Reich besiegte.
Wir kennen diese Worte bei Jesaja. Vielen sind sie ein tiefer Trost und Halt. Denn wir lassen uns direkt von ihnen ansprechen und berühren. Auch wenn hier das Volk Israel zuerst gemeint ist, wir dürfen diese Worte auch uns gesagt sein lassen. Sie fassen den Sinn der Taufe auf ihre Weise hervorragend zusammen.
Gott kommt uns nahe als einer, der uns die Furcht nimmt: Fürchte dich nicht!
Gott kommt uns nahe als einer, der uns aus negativen Bindungen befreit: Ich habe dich erlöst.
Gott kommt uns nahe als einer, der uns durch und durch kennt: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen!
Gott kommt uns nahe als einer, der uns bei sich haben will: „Du bist mein. Du gehörst zu mir.“
Gott kommt uns nahe als Liebender. Ja, es ist eine einzige Liebeserklärung, die Gott hier abgibt. Gott tut so viel für uns, weil wir in seinen Augen so wertgeachtet und herrlich sind und weil er uns in sein Herz geschlossen hat. Um die Wertschätzung zu untermalen verwendet Jesaja hier das Bild vom Loskauf. Der Kaufpreis, man könnte auch sagen, die Kaution, die Gott für sein Volk auf den Tisch legt, ist immens. So groß wie ganz Ägypten, darüber hinaus auch die angrenzenden Länder Kusch und Seba. Das ist ein Vielfaches von dem kleinen Land Israel. Der Vergleich soll deutlich machen, wieviel Gott für sein Volk gibt, wie wert es ihm ist.
Eine unglaubliche Liebe und Wärme spricht aus diesen Worten.
Und ein großes Versprechen: Wenn du durch Wasser (der Angst) gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer (der Leiden) gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.
Liebe Gemeinde!
Versuchen wir uns der Liebe Gottes noch mehr zu nähern, indem wir bei dem Satz verweilen: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.“
Das heißt doch: Gott kennt die Seinen. Und wir dürfen noch weitergehen. Gott kennt jede und jeden von uns mit Namen.
Keinem von uns ist er fern.
Ich muss gestehen, mein Namensgedächtnis ist nicht das Allerbeste.
Ich bewundere Leute, die sich Namen ohne Mühe gut merken können und sie bei Bedarf sofort präsent haben.
Wir empfinden es in der Regel als Akt der Zuneigung, wenn uns jemand mit unserem Namen anspricht. Da fühlt man sich wahrgenommen und geschätzt. Denn der Name steht für die Person.
Wie traurig kann es sein, wenn Menschen dement werden und die Namen ihrer Kinder nicht mehr kennen, obwohl sie diese Namen einst selbst ausgesucht haben!
Der Prophet Jesaja geht davon aus, dass Gott keinen Namen vergisst. Konkret können wir uns das nicht vorstellen bei den Abermilliarden Menschen. Aber wir sind ja auch nicht Gott. Wir brauchen Hilfsmittel. Geburtstagskalender. Adressbücher und dergleichen. Grabsteine, Denkmäler, Stolpersteine erinnern uns an Menschen.
Doch Gott hat uns alle im Blick und ruft uns beim Namen.
Wie groß ist sein Interesse an uns, seine Zuneigung und Liebe!
Liebe Gemeinde, Geburt und Namensgebung gehören eng zusammen. Eltern haben sich in der Regel schon vor der Geburt auf einen Namen für das Kind verständigt. Spätestens eine Woche nach der Geburt muss das Neugeborene im Standesamt angemeldet sein. Rechtlich wird ein Monat eingeräumt, um den Namen festzulegen. Vor kurzem erzählte mir eine Krankenschwester von einer Familie, die ganz bewusst die Taufe ihres Kindes gleich nach der Geburt in der Krankenhauskapelle gefeiert hat. Sie spürten wie das alles zusammengehört: Geburt, Dank, Namensgebung und Taufe.
In unserem Predigttext liegt das Geschaffensein und der Ruf beim Namen auch eng beieinander. Er, der uns geschaffen hat, ruft uns beim Namen. Wer meinen Namen ruft, der will ein Gespräch anfangen. Der will mit mir in Beziehung treten und bleiben. Das gilt von Gott erst recht. Die Nennung des Namens erneuert eine Beziehung.
Ich lade Sie nun ein, in Gedanken Ihren Namen ein paar Mal zu sprechen. Gern sämtliche Vornamen samt dem Nachnamen. ...
Setzen Sie nun in Gedanken Ihren Namen ein.
Gott sagt zu dir: Ich habe dich …. bei deinem Namen gerufen.
Ich habe schon eine lange Geschichte mit dir. Ich, dein Schöpfer und Erlöser. Ich will dich behüten, wenn du durch Wasser der Angst gehst. Ich will dich behüten, wenn du durch Feuer der Leiden gehst. Ich will dich führen an den Ort, den ich für dich bereitet habe. Ich will dich segnen. Sei gewiss: Ich habe dich zu meiner Ehre geschaffen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alles menschliche Verstehen, bewahre eure Gedanken und Gefühle in der Gemeinschaft mit Jesus Christus.