Hier finden Sie die Andacht zum Sonntag Sexagesimä (7.2.2021) als PDF.
Lukas 8, 4-8: Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen’s auf. Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten’s. Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Jesus erzählt den Menschen von Gott. Gott ist wie ein barmherziger Vater! Er begleitet unser Leben mit Zuneigung und Liebe. Und das in jeder Situation. Luther hat den wichtigsten Satz mit einem gleichmäßigen Rhythmus übersetzt. Dabei wiederholt sich der Anfangslaut „S“ mehrmals: Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Dieses Bild vom Sämann soll sich uns einprägen. Er hat sich ein Tuch vor den Bauch gebunden. Darin sind die Getreidekörner. Während er über das Feld läuft, holt er in gleichbleibendem Rhythmus mit seiner Hand Körner aus dem Tuch und verstreut sie möglichst gleichmäßig übers Feld. Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen.
Gott glaubt an mich und an die Kraft seiner verschwenderischen Liebe. Das ist ja das Erstaunliche am Sämann, dass er so verschwenderisch mit dem Samen umgeht. Der Sämann unterscheidet gar nicht, wohin er seine Samenkörner wirft: Sie landen auf festen Wegen und betonierten Pisten, auf Wüstenland und felsigem Boden, unter Disteln und auf gutem Ackerboden. Diese Großzügigkeit des Sämanns überträgt sich auf mich. Er berechnet nicht. Er kalkuliert nicht. Sondern er sät und sät. Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Die Welt hat einen tätigen Gott. Nicht auf uns, sondern auf ihn dürfen und sollen wir uns verlassen. Mit dem Sämann ist also in erster Linie Gott gemeint. Doch kann man auch Jesus in dem Sämann wiedererkennen. Jesus sät den göttlichen Samen in das Herz seiner Hörer durch einprägsame Gleichnisse und Worte: „Richtet nicht!“ „Seid barmherzig!“ Jesus sät göttliche Samenkörner in das Herz seiner Hörer durch seine vergebende Freundlichkeit, durch die Heilungen von Kranken, durch die Art, wie er mit Verachteten umgeht. Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Das vierfache Ackerfeld sind nicht verschiedene Menschen. Mit dem festgefahrenen Weg, mit dem steinigen Boden, mit den Disteln und dem fruchtbaren Boden sind Erfahrungen angesprochen, die ich alle von mir selbst kenne...
Ernst Bauer (1858 - 1922) war ein Maler und Restaurator in Bamberg. Sein Vater Wilhelm Bauer war ebenfalls Maler.