1888 wurde diese Marienkapelle hier in Gräfenneuses geweiht.
Der neuromanische Altar und die 14 Kreuzwegstationen stammen von dem Kunstschreiner Joseph Fuchsberger aus Würzburg. Neben Maria mit dem Jesuskind hat er die Bamberger Bistumspatrone Kaiser Heinrich und Kunigunde dargestellt, weil diese in der Pfarrei Geiselwind noch nicht vorhanden waren.
Dieser Kirchweihgottesdienst fällt auf einen besonderen Tag, nämlich dem Gedenktag der beiden Heiligen Heinrich und Kunigunde.
Zudem ist heute der 1000. Todestag von Heinrich. Am 13. Juli 1024 ist Heinrich in der Pfalz Grone auf dem Gebiet der heutigen Stadt Göttingen gestorben. In dem von ihm gegründeten Bamberger Dom wurde er beigesetzt. Jährlich wurden am 13. Juli im Bamberger Dom Totenmessen für ihn gehalten. 1146 wurde er heiliggesprochen und am 13. Juli 1147 wurden seine Gebeine in Bamberg zur Ehre der Altäre erhoben. Seit vergangenem Mittwoch wird in Bamberg das Heinrichsfest gefeiert und wir wollen uns heute ein wenig daran anschließen.
„Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben.“
Im Psalm 84 werden die Menschen glücklich gepriesen, die im Tempel zuhause sind. Die Gott regelmäßig loben.
Durch das Lob Gottes erneuert sich unsere Beziehung zu Gott.
Darum feiern wir Gottesdienste in unseren Kirchen und auch draußen. Draußen wird die ganze Schöpfung zum Haus Gottes.
„Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben.“
Seit meiner Uffenheimer Zeit bin ich mit Norbert Jung befreundet, der damals Pfarradministrator in Uffenheim war und 2006 von Erzbischof Schick nach Bamberg geholt wurde. Er war er Domvikar. 2011 wurde er zum Domkapitular ernannt. Heute ist er Dekan in Ansbach und leitet auch die Pilgerstelle des Erzbistums. Norbert Jung hat eine Doktorarbeit im Bereich Kirchengeschichte geschrieben und begleitete die verschiedenen 1000-Jahrfeiern der Bistumsgründung 2007, der Domweihe 2012 und der Kaiserkrönung 2014. Er mailte mir zwei Aufsätze vom emeritierten Erzbischof Schick, die ich zur Vorbereitung dieser Predigt verwendet habe.
Es passt, wenn wir heute am 1000. Todestag von Kaiser Heinrich auch diesen Altar einmal etwas bewusster zu betrachten.
Der Altar einer Kirche gehört zu den Prinzipalstücken der Einrichtung, also zu den vornehmsten Ausstattungsgegenständen. Zum Altar richtet sich der Blick, zum Altar hin richten wir unsere Gebete.
Wie es sich für eine Marienkapelle gehört, ist natürlich die Madonna mit dem Kind im Mittelpunkt.
Kaiser Heinrich ist rechts dargestellt, die Kaiserin Kundigunde links.
Wer war Heinrich? Er stammte aus dem Adelsgeschlecht der Ottonen und wurde wahrscheinlich in Bad Abbach am 9. Mai 973 geboren.
In Hildesheim und Regensburg wurde er gut erzogen und ausgebildet. Selbstbewusst wollte er Großes für Gott und das Reich leisten.
Nach dem Tod seines Vaters wurde er mit 22 Jahren Herzog von Bayern. Um 1000 heiratete er Kunigunde aus der Grafenfamilie der Luxemburger, einem damals kaum bekannten Geschlecht. Die Luxemburger waren mehr Raubritter als Edelleute. Schick schließt daraus, dass es Heinrich bei dieser Heirat nicht um Geld oder Machterweiterung ging, sondern um Liebe. Man muss sich bewusst machen, dass die beiden das einzige Ehepaar sind, das je heiliggesprochen wurde. Heinrich war oft in seinem weiten reich unterwegs und lebte nur in Abständen mit seiner Frau zusammen.
Dass sie keine Kinder bekamen, lag an ihm. Die Kinderlosigkeit war wohl die härteste Probe und die schwerste Krise ihres Lebens.
Das können vielleicht nur die Ehepaare richtig nachempfinden, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, aber es klappt nicht. Hinzukam bei Herrschern, dass sie ja einen Thronfolger brauchten.
Es gibt eine mittelalterliche Legende vom „Pflugscharenwunder“. Als Heinrich von einer längeren Reise zurückkam, wurde Kunigunde von ihren Gegnern des Ehebruchs bezichtigt. Heinrich traute es Kunigunde zu. Das kränkte Kunigunde und sie verlangte ein Gottesurteil. Sie schritt mit nackten Füßen über glühende Pflugscharen und blieb unversehrt. So bewieß sie ihre Unschuld. Tilman Riemenschneider hat diese Legende auf dem Kaisergrab im Bamberger Dom dargestellt.
Anfang des Jahres 1002 verstarb König Otto III. kinderlos mit 21 Jahren in Italien und hatte keine Nachfolgeregelung getroffen. Heinrich nutzte die Gunst der Stunde und strebte mit allen Mitteln nach der Macht. So wurde er mit 29 Jahren König des Ostfrankenreiches. Er betrachtete das Königsamt als göttlichen Auftrag und als Sendung, für Christus zu wirken. Er hat sich sogar als Stellvertreter Christi in seinem Reich bezeichnet und vertrat die Auffassung, dass die Bischöfe und selbst der Papst ihm von Gott unterstellt seien. In diesem Sinn übte er mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln seine Herrschaft aus.
Er führte Kriege gegen die Slawen, er unterwarf seine Gegner, Fürsten wie Bischöfe, durch Tricks oder mit Waffengewalt. Besiegte behandelte er hart und er beutete Untertanen für seine Unternehmungen aus und zwang sie zu Kriegsleistungen und Abgaben.
Ein perfekter Heiliger ist Heinrich gewiss nicht. Und doch hat er sehr viel für die Kirche getan, was letztlich zu seiner Heiligsprechung führte.
Mit Kunigunde zusammen setzte er alles daran, das Bistum Bamberg zu errichten. Kunigunde war eine zutiefst religiöse und kirchlich gesinnte, kluge und weitschauende Frau. Mit der Bistumsgründung wollte sie den Menschen im vernachlässigten Ostteil des Reiches den Glauben an Christus nahebringen, besonders auch den eroberten Slawen.
Heinrich stellte sich auf die Seite des rechtmäßigen Papstes Benedikt VIII. und setzte einen Gegenpapst ab. Aufgrund seiner Papsttreue hat Papst Benedikt VIII. im Jahr 2014 Heinrich in Rom zum Kaiser und Kunigunde zur Kaiserin gekrönt.
Dabei überreichte er Heinrich eine mit einem Kreuz gezierte goldene Kugel. Dies ist der erste Beleg für die Verwendung eines „Reichsapfels“. Solch ein Reichsapfel wurde später ein fester Bestandteil der Reichsinsignien.
Im Altar ist Heinrich in Rüstung mit Schwert und mit dem Reichsapfel dargestellt. Sein Reich umfasste ungefähr das heutige Deutschland, die Niederlande, Belgien, Teile von Frankreich, Österreich und die Schweiz sowie Ober- und Mittelitalien.
1020 kam Papst Benedikt VIII. über die Ostertage nach Bamberg. Bei dieser Gelegenheit weihte er die Kirche St. Stefan, die heute einzige evangelische Kirche, die von einem Papst geweiht wurde. Heinrich begleitete den Papst durch die deutschen Lande. Gemeinsam bereisten sie unter anderem Fulda, Paderborn und Aachen. Sie reformierten Klöster und Diözesen, und machten fromme Stiftungen.
Heinrich versuchte, die Verweltlichung der Bischöfe und Domkapitel sowie der Äbte und Mönche zu beenden, trat für ein strenges Zölibat ein und gegen Korruption.
Er hat die Liturgie der Kirche gefördert und bereichert.
Schick weist auch darauf hin, dass durch die Initiative von Heinrich das Glaubensbekenntnis in die Messliturgie aufgenommen wurde und seitdem zu jedem Gottesdienst gehört. Er stattete nicht nur Bamberg, sondern auch andere Ortskirchen mit kostbaren Kelchen, Mess-gewändern, handgeschriebenen Messbüchern und Lektionaren aus.
Die christliche Erziehung förderte er durch Gründung von Schulen. Ebenso ließ er Hospize für kranke und alte Menschen errichten. Persönlich war er ein gläubiger und frommer Christ der das Evangelium las und hörte, der täglich betete und Gottesdienste mitfeierte. Er setzte sein Leben ein für Kirche und Reich, die für ihn eine untrennbare Einheit bildeten.
Kunigunde überlebte ihn um 9 Jahre. Zuerst führte sie die Reichsgeschäfte mit Geschick und Tatkraft fort, bis sie dem neugewählten König die Reichsinsignien übergeben konnte.
Mit ihr endete die Herrschaft der Ottonen und die Salier kamen mit Konrad II. an die Macht.
Kunigunde zog sich ins Kloster Kaufungen zurück und lebte dort als einfache Nonne. Mit einem Kreuz in den Händen hat sie Joseph Fuchsberger dargestellt, als fromme Frau, die immer treu zu ihrem kränklichen Mann hielt. Nach ihrem Tod wurde sie 1033 neben Heinrich im Bamberger Dom bestattet. Nur zusammen konnten sie Heilige werden, schreibt Schick. Im Jahr 1200 wurde sie heiliggesprochen. 11 Jahre zuvor war auch Bischof Otto I. von Bamberg heiliggesprochen worden. In kurzer Zeit hatte das Bistum Bamberg damit drei Heilige, deren Verehrung auch außerhalb des Bistums Bamberg zur Entfaltung gelangte.
Man wird Heinrich und Kunigunde ihr ernsthaftes Eintreten für die Kirche und den Glauben nicht absprechen können. Sie haben es zu ihrer Zeit, mit ihrem Verständnis und mit ihren Mitteln getan, wie sie es taten.
Manches sehen wir heute anders. Unsere Gesellschaft und unsere Welt ist eine andere. Sie ist vielfältig, bunt, multireligiös, aufgeklärter. Wir stellen zurecht infrage, ob man Völker unterwerfen und missionieren kann. Es bleibt etwas Zwielichtiges. Aber machen wir es besser? Auch unser Handeln, Leben und Glauben ist dem Zwielicht der Geschichte verhaftet. Auch wir sind Kinder unserer Zeit und bleiben wie alle vor uns angewiesen auf Gottes Erbarmen.
So loben wir ihn trotz all unserer Unvollkommenheit.
„Selig, die wohnen in deinem Haus, die dich allezeit loben.“